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Roadtrip nach Big Sur

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Als ich an einem Abend auf einer Literaturshow war, lernte ich Justin kennen. Er ist Immobilienmakler und mitten in den Dreharbeiten der Reality TV-Serie „Million Dollar Listing San Francisco“. Wir quatschten den ganzen Abend. Er erzählte mir von seinem absoluten Lieblingsort in California und meinte, dass ich dort unbedingt hinfahren muss, bevor ich zurück nach Deutschland fahre. Nun liegt der Ort aber fast 250km südlich von San Francisco und ich hatte weder Führerschein noch Auto…

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 „You know what? Let’s make roadtrip to Big Sur, I’ll take you there!“

, schlug Justin prompt vor. Sein letzter Kurzurlaub wäre eh schon viel zu lange her, er könnte sich frei nehmen. Mit dem Gedanken, dass das vermutlich nur ein höfliches Angebot war und der Road Trip nie zu Stande kommen würde, sagte ich zu. In einer Kolumne habe ich schon diese krasse Offenheit der Menschen dort thematisiert- ein Grund für diese Kolumne war Justin. Er hielt sein Wort.

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Big Sur, we’re on the way!

Und so fuhren wir am Abend des 11.03. nach Big Sur: der 100km lange, malerische Küstenstreifen Kaliforniens. Ich hatte mich zuvor kaum informiert und hatte deshalb nicht die geringste Ahnung, was mich erwartete. Justin plante alles durch. Auf der Fahrt fand ich heraus, dass ich ihn missverstanden hatte: er dreht nicht diese Serie, er ist der Star! Da hab ich doch mal einen Grund, eine Reality Show zu gucken, wenn die Dreharbeiten fertig sind :) Übrigens sind die wunderschönen Bilder erst am nächsten Tag entstanden. Wir erreichten Big Sur nämlich nach dem Einbruch der Dunkelheit, deshalb sah ich nur schwarze Umrisse und den atemberaubenden Sternenhimmel.

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Unser Ziel war zunächst das Esalen Institut – ein Kongress-, Studien- und Erholungszentrum. Um 1 Uhr nachts öffnete es für die Öffentlichkeit seine Tore und wir konnten zusammen mit 20 anderen auf das Gelände. Was wir dort taten? Na, Baden! In Esalen kommen natürliche heiße Quellen an die Erdoberfläche, die man in Whirpools aus Natursteinen  in vollen Zügen genießen kann. Unter freiem Himmel langen wir stundenlang in den hotsprings, quatschten über alles, was uns einfiel- während unter uns das Meer toste und über uns abermillionen Sterne zu sehen waren. Völlig erholt und erschöpft fiel ich Stunden später in den Schlaf.

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…um am nächsten Tag die volle Dröhnung Schönheit zu bekommen. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als wir den Küstenstreifen auf  und ab fuhren. Nach einem leckeren Brunch (Blaubeer-Pancakes!!!) fuhren wir in den Julia Pfeiffer Burns State Park, der u.a. für seinen paradiesischen Wasserfall der McWay Cove berühmt ist.

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Fun Fact: Früher ging der Wasserfall direkt ins Meer und die kleine Bucht war komplett ohne Sandstrand. Der Strand ist nämlich erst in den 80er Jahren durch einen Erdrutsch 1km weiter nördlich entstanden. Da die Strömung dort so stark ist, wurde der Sand vom Meer abgetragen und an eben der Mc Way Cove als Strand angespült, ganz natürlich innerhalb kürzester Zeit. Auf dem Bild unten seht ihr noch die Stelle des Erdrutsches.

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Justin hielt die ganze Zeit nach Grauwalen Ausschau, die man mit etwas Glück vor der Küste entdecken kann. Ich sah zwar nur einen Blas von ganz weit weg, dafür stolperten wir aber nachts in Esalen über einen Waschbären! Auf den grünen Bergen von Big Sur waren überall Rinder und Schafe. Justin erklärte mir, dass auf der Halbinsel (Bild unten) eine Rinderfarm ist. Die Tiere grasen unten auf der Wiese und müssen dann den ganzen Weg auf den Berg hinauf getrieben werden. „Wenns mit dem Schreiben nichts wird, werde ich auch Farmer in Big Sur“, dachte ich mir still.

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Die Strände, die wir auf unserem Trip erkundeten, erinnerten mich an Portugal- diese schroffen, orange-roten Felsen sahen denen in der Algarve sehr ähnlich. Es war wie im Paradies…

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Poor travelling artist

…war jedes Mal Justins Begründung, wenn er bezahlte. Nur auf das Anreise-Abendessen ließ er sich einladen- bei Übernachtung, Sprit, Brunch, Esalen… ja, bei allem kam er mir zuvor. Warum? Er meinte, dass er gerne mit kreativen Leuten rumhängt und konnte meine Fassungslosigkeit nicht verstehen. Wo denn mein Problem sei, fragte er mich. „Is it so unusal taking care of people having a great time if an opportunity provides to?“

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Wir machten noch einen kurzen Halt in der Henry Miller Library, dann ging es wieder zurück nach Frisco.

Thank you.

Ich bin auch heute noch sprachlos über die Offenheit, die mir Justin entgegen gebracht hat. Der Roadtrip war nicht nur lohnenswert, weil Big Sur so wunderschön ist, sondern auch, weil wir uns so gut verstanden haben, als wären wir seit Jahren befreundet.

I can’t thank you enough for being such an amazing travel-guide and good friend.

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Published inKnipsenReisen

8 Comments

  1. Ohwei. Bei den Bildern bekomme ich auch sofort wieder Fernweh!!

  2. Wow, das sind ja traumhaft schöne Bilder! Da bekommt man wirklich Fernweh <3

  3. Na, da warst Du ja auf einer der schönsten Straßen der USA unterwegs. Wir sind die Straße vor zwei Jahren auch gefahren und träumen noch heute davon.

    Toller Beitrag zur Aktion.

    LG Thomas

  4. Was für eine geniale Story :) So etwas kann einem eigentlich auch nur in den USA passieren. Und da soll noch mal Jemand sagen, die Amerikaner seien oberflächlich… Die Strecke ist wirklich wunderschön, bin sie vor einigen Jahren auch schon gefahren.
    Liebe Grüße aus Hamburg
    Sophia
    https://miss-phiaselle.com

    • Dankesehr!
      Ja, genau das hab ich mir auch bei meiner Reise gedacht. So offene, hilfsbereite und liebenswerte Menschen habe ich unterwegs(und zuhause) sonst noch nie getroffen.
      Liebe Grüße

  5. Wunderschön. Hatte den Artikel letztens schon gelesen und dachte auch eig. ich hätte schon kommentiert: Big Sur steht jetzt auf meine großen To Do Liste. Die Bilder sind einfach traumhaft.

    Finde es auch toll, wenn man immer wieder positiv von anderen Menschen & Kulturen überrascht wird. :)

    Beste Grüße
    Nicole von http://www.bluetenschimmern.com

  6. Was für ein toller Artikel! Ich liebe roadtrips aber habe auch kein Auto und keinen Führerschein (noch nicht) lustig oder :D aber trotzdem genieße ich die Freiheit die man mit dem Auto auf Reisen hat, meistens fährt mich mein Freund oder vor kurzem erst eine Freundin hihi. Big Sur sieht übrigens traumhaft aus! Habe noch nie etwas davon gehört aber werde es mir definitiv merken :) danke für diesen schönen Bericht!

    Liebste Grüße
    Jasmin von nimsajx.blogspot.de

    P.S. Da ich neulich auch einen Roadtrip gemacht habe, würd es mich freuen wenn du vorbeischauen würdest :) der erste Bericht ist schon online und der zweite folgt am Mittwoch!

  7. Der Highway Nr. 1 ist vielleicht der schönste Highway in den USA. Und du hattest großartiges Wetter. Bei unserer Tour war die Küste in sumpfigen Nebel getaucht.

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