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#herumgefragt: Wie wir Weihnachten feiern

Für die Weihnachtsausgabe von „Kunst Gegen Bares“ bin ich im Rahmen einer Quizrecherche auf abstruse Weihnachtsbräuche gestoßen. Schmunzelnd starrte ich auf den Bildschirm, amüsiert und verblüfft, wie enorm sich die Weihnachtsbräuche von Land zu Land unterscheiden. Dabei wurde mir bewusst, dass ich gar nicht weit reisen muss, um andere Traditionen zu entdecken, schon allein von Region zu Region gibt es andere Traditionen. Deshalb habe ich herumgefragt, wie wir Weihnachten feiern.

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Markus (Medizinstudent)

Wo verbringst du Weihnachten? 

Weihnachten feiere ich seit jeher mit meiner Familie. Jedes Jahr sagen wir uns, dass der künstliche Weihnachtsbaum mit perfekten Ästen und perfekten Nadeln ausreicht, dann schleppt Vater meist doch ein wuschiges Tännchen mit schiefer Spitze ins Wohnzimmer. Wir hatten einige Bäume in unserem Garten stehen, aber jetzt sind alle gefällt. Wenn der Baum nicht aus dem eigenen Garten kommt, ist das okay, es macht bloß einen Unterschied im Kopf. Der Geruch frischer Nadeln, das Flackern des Feuers im Kachelofen und die immerselben Weihnachts-Hits, die mein Vater auflegt und dazu tanzt, sorgen für reichlich Weihnachtsstimmung.

Die Stimmung an Weihnachten ist…

…eine ständig wachsende Vorfreude. Dabei ist es nicht die Vorfreude auf Geschenke, sondern eine unbestimmte Vorfreude. Meine Eltern genießen die Zeit mit mir und ich die Entschleunigung vom Studium. Zusammen schmücken wir den Weihnachtsbaum, wobei das Entwirren der Kabel für die elektrischen Lichter die meiste Zeit frisst.

Was schenkst du gerne/ bekommst du gerne geschenkt?

Was ich meiner Mutter schenken soll, weiß ich nie. Entscheidend ist: egal, was ich ihr schenke, sie freut sich sehr darüber, es geht ihr rein um die Geste des Schenkens. Vor zwei Jahren habe ich ihr zum Beispiel ein Büchlein geschenkt, in das ich ihr für jeden Monat eine Aufgabe hineingeschrieben habe, so sollte sie im Juli einen Strauß Rosen kaufen und es ins Büro meines Vaters legen, mit der Notiz einer fiktiven Geliebten. Mein Vater mag Uhren, Whiskey, Fotografie, Literatur. Weil Uhren und Whiskeys sehr teuer sein können, bekommt er meist ein Buch von Uhren und Whiskeys oder einen Roman, den ich auch gut finde. Einen Monat vor Weihnachten schicke ich meinen Eltern eine Liste mit zwanzig Büchern, die ich gerne haben möchte. Von der Liste schenkt mir mein Vater dann drei Bücher, meist ein Sachbuch, einen Roman und ein besonders schönes Buches, etwas für das Bibliophilenherz. Das Gute daran: er kann mir nichts schenken, was ich nicht mag, und ich habe keine Ahnung, für welche Bücher er sich entschieden hat. Am wichtigsten ist mir nämlich der Überraschungseffekt, nicht zu wissen, was man bekommt.

Was gibt es (wann) zu essen?

Das Weihnachtsessen bereitet die Mutter allein zu. Zur Vorspeise gibt es einen Krabbencocktail, als Hauptmenü Filet in Speckmantel mit Reis und Bratkartoffeln, Spargel und Gorgonzolasoße, als Nachspeise Mous au chocolat. Ich ernähre mich überwiegend vegan, aber zu Weihnachten genieße ich dieses Festmahl voll und ganz.

Deine Einstellung zum Weihnachtsmann/Christkind:

Als Kind musste ich mit meinem Vater ins Treppenhaus gehen, meine Mutter blieb zurück, öffnete die Terrassentür, läutete mit einem Glöckchen, um das Christkind anzulocken, einzuladen. Wenige Sekunden nach dem Glockenläuten durften mein Vater und ich das Wohnzimmer betreten. Die Geschenke standen unter dem Baum, die kühle Luft von draußen wirbelte durch den Raum, Märchenwolle hing über den Ästen, Wunderkerzen brannten, dann hat mich meine Mutter umarmt und mir ein schönes Weihnachtsfest gewünscht. Das war wirklich magisch. Heute zelebrieren wir das nur noch rudimentär. Die Geschenke häufen sich über den Tag verteilt an, mein Vater und ich verlassen dann kurz den Raum, die Mutter öffnet die Terrassentür, zündet die Kerzen an, und wenn das Glöckchen läutet durchströmt mich für einen kurzen Moment lang jenes magische Gefühl aus der Kindheit.

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Leni, Bloggerin auf Elba Ginski

Wo verbringst du Weihnachten? 

Normalerweise war es immer so: Heiligabend verbrachten wir mit meiner Schwester und ihren Kindern bei meinen Eltern, den ersten Weihnachtsfeiertag mit der Familie meiner Mutter, den zweiten dann mit der Seite meines Vaters. In den letzten Jahren ist diese Tradition aber immer weiter abgeebbt, weil allen langsam die Lust am ständigen Reisen vergangen ist. Dieses Jahr möchte sogar meine Schwester am 24. mit ihren Kindern zuhause bleiben, deshalb wird Heiligabend wird dieses Jahr also auf den zweiten Weihnachtsfeiertag verschoben.
Ansonsten bin ich am zweiten immer morgens bei den Eltern einer Freundin zum Frühstück eingeladen.

Was gibt es (wann) zu essen?

Als meine Schwester und ich noch zuhause gewohnt haben, gab es jedes Jahr Raclette, aber seit meine Neffen dazugekommen sind, wechselt das immer – Ein Jahr gab es sogar Pizza als Weihnachtsmahl.

Wie ist die Aufgabenverteilung bei der Weihnachtsvorbereitung?

Eine Aufgabenverteilung gibt es eigentlich nicht. Meine Eltern kochen meist und wir „Kinder“ beschäftigen uns derweil irgendwie. Einen Baum gibt es schon seit einigen Jahren nicht mehr, als verschiedenen Gründen.

Die Stimmung an Weihnachten ist…

…ganz normal. Die Stimmung ist friedlich wie immer, es gibt keine Streits aber auch keine außergewöhnlich festliche Atmosphäre.

Deine Einstellung zum Weihnachtsmann/Christkind:

Weihnachtsmann und Christkind haben eigentlich nie eine Rolle gespielt. Ich selbst hab mit circa drei Jahren gewusst, dass weder das eine, noch das andere kommen wird. Bei meinem sechsjährigen Neffen wird aber noch vom Christkind gesprochen.

Was schenkst du gerne/ bekommst du gerne geschenkt?

Geschenke spielen bei uns auch nicht eine übertrieben große Rolle, ich schenke nur meinen Eltern und meinen Neffen etwas, meine Schwester und ich haben vor einigen Jahren aufgehört uns zu beschenken (einfach, weil es uns zu stressig war). Meine Eltern schenken meist praktische Sachen für den Haushalt zum Beispiel eine Teekanne, Bettwäsche etc. Das finde ich auch gut so, weil ich nicht der Typ für „Luxusgeschenke“ bin.

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Tom (Öffentlichkeitsarbeit)

Wo verbringst du Weihnachten?

Ich fahre aufs Land zu meiner Familie. Dort feiern wir im kleinen Kreis Weihnachten. Traditionell kommen am 24. unsere Großeltern zu Besuch, am Tag darauf besuchen wir sie. Am 26. tut uns allen schließlich der Bauch vom vielen Essen weh.

Was gibt es (wann) zu essen?

Was es genau gibt, ist insbesondere am 24. unterschiedlich. Am ersten Weihnachtsfeiertag werden bei den Großeltern immer Rolladen und Klöße aufgetischt. Das weihnachtliche Schmücken übernimmt meist meine Mutter mithilfe meines kleinen Bruder, beim Kochen übernimmt sie auch die zentrale Rolle, die restliche Familie hilft mit.

Die Stimmung an Weihnachten ist…

… gut, aber nicht anders als sonst. Ich sehen Weihnachten einfach als eine Gelegenheit, dass die ganze Familie zusammen kommt.

Deine Einstellung zum Weihnachtsmann/Christkind:

Ich finde es schön und eigentlich nicht schlimm, dass man sein Kind „anlügt“. Angelogen wurden wir da eigentlich auch nicht. Wir haben es zu Beginn einfach gar nicht hinterfragt. Ein kleiner „Rüffel“ für Kinder, die sich mal daneben benommen haben, ist auch gar nicht so schlimm – immerhin gibt’s ja immer ein Happy End.

Was schenkst du gerne/ bekommst du gerne geschenkt?

Ich freue mich, wenn mir etwas Persönliches einfällt, was ich verschenken kann. Was, das auf die Person passt. Umgekehrt gilt für mich das Gleiche.

 

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Ein Kommentar

  1. Henry Henry

    Eine froehliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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